investitur Pfarrer Vogel

Die ersten Wochen liefen nach Plan. Im Anschluss an das wunderbare Fest der Investitur konnte ich perfekt starten. Im Pastoralteam, mit den Kirchengemeinderäten und einigen ehrenamtlichen Gremien wurden Pläne für die Zukunft geschmiedet.

Bei Festen wie dem Gemeindefasching in Bonlanden, dem Kinderfasching in Sielmingen und auch dem «Griebenwurstvesper» konnte ich viele Kontakte knüpfen. Auch die vielen Gespräche vor und nach den Gottesdiensten machten Lust auf das, was kommt. Doch dann schlich sich – zuerst schleichend, dann aber mit voller Kraft ein winzig kleiner Störenfried ein:

SARS-Cov-2

Es begann mit Maßnahmen bei den Gottesdiensten: Beim Friedensgruß musste von nun an ein freundliches Lächeln reichen, die Gesangbücher wurden entfernt, Gottesdienstleiter*innen und Kommunionhelfer*innen wuschen sich vor der Kommunion gründlich die Hände, die Kollektenkörbchen wurden nicht mehr herumgereicht, und dann, am 18. März hieß es: Nichts geht mehr.

Keine Gottesdienste, keine Treffen, keine Sitzungen waren seitdem erlaubt. Kontaktbeschränkungen, Abstandsregeln, strenge Hygienevorschriften bestimmen das Leben und das Zusammenleben.

Schnell mussten wir im Pastoralteam mit den Mitarbeiter*innen Wege suchen, ausprobieren und finden, welche die Kommunikation und die Seelsorge unter geänderten Vorzeichen weiterhin ermöglichen. Von heute auf morgen musste vieles neu erfunden werden.

Video-Gottesdienste, tägliche Impulse auf der Homepage, Angebote für Kinder und Familien zuhause waren sehr schnell ermöglicht.

Für mich persönlich war es besonders schmerzlich, dass es gerade in der Phase des Ankommens kaum noch möglich war, Kontakte zu knüpfen und geknüpfte Kontakte zu festigen. Sicherlich lässt sich vieles per E-Mail oder am Telefon erledigen, aber mir ist immer klarer geworden, dass dies alles gute Hilfen und sinnvolle Ergänzungen sind, dass diese aber das persönliche Gespräch niemals ersetzen können.

Dank des häufig guten Wetters habe ich mit den Kirchenpflegerinnen das Format des «Arbeitsspaziergangs» erfunden, mit Claudia Keller-Noë das «Gespräch am offenen Fenster», etc.

Ich habe erlebt, dass wir alle gemeinsam versucht haben und versuchen, bestmöglich mit den sich ständig ändernden Vorgaben umzugehen und dabei den Humor nicht zu verlieren.

Ganz eigenartig waren für mich natürlich die Kar- und Ostertage. Der Umstand, dass wir auch bei den Video – Gottesdiensten auf keine Routine zurückgreifen konnten, hat die Beschäftigung mit den wesentlichen Inhalten dieser Feiern aber viel intensiver gemacht und wird sicherlich auch im Blick auf die kommenden Jahre positiv nachhaltige Wirkungen haben.

Als dann klar wurde, dass ab dem Wochenende 09./10. Mai wieder öffentliche Gottesdienste unter hohen Auflagen möglich sein werden, galt es, unsere Kirchen «Corona-konform» umzugestalten.

Im Pastoralteam haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir diese Gottesdienste zwar hygienisch aber nicht steril gestalten und diesen Feiern trotz aller Einschränkungen Würde verleihen.

Mit den Leiterinnen unserer Kindertagesstätten mussten immer wieder die sich teilweise rasant ändernden Bedingungen der Notbetreuung besprochen werden, aus Rotenburg kamen fast wöchentlich neue Corona – Mitteilungen mit teilweise 10 mehrseitigen Anhängen – ich habe diese Wochen des «Lockdown» trotz weniger Termine alles andere als entspannt erlebt.

Jetzt, da sich stetig neue Türen öffnen, geht es darum, unter geänderten Vorzeichen nach vorn zu blicken und im Pastoralteam mit den Kirchengemeinderäten und den anderen Gremien zu sichten: Was von den Ideen, die in der Krise entstanden sind, sollen auch künftig beibehalten werden?

Können auch künftig bei gewissen Absprachen digitale Besprechungen über Zoom oder Skype eine sinnvolle Alternative zu Sitzungen sein – vor allem, wenn Beteiligte längere Anfahrtswege haben?

Ich bin mir sicher: mit kreativer Phantasie, dem Mut zur Gestaltung kirchlichen Lebens auch unter «anderen Umständen» und im Vertrauen darauf, dass Gott uns begleitet, schaffen wir es, für unsere und mit unseren Gemeinden Gutes zu bewirken. Wie man sieht: Es waren etwas andere «erste 100 Tage». Es war eine Zeit, in der ich gut angekommen bin, sodass ich sagen kann: «Ich bin in Filderstadt zuhause» und ich freue mich auf das, was vor uns liegt.

Thomas Vogel