
Wochenimpuls zum Sonntag, 03. Dezember 2023
Lied des Monats Dezember 2023
GL 757 – Das Volk, das noch im Finstern wandelt
„730 vor Christus. Das Assyrische Reich dehnt sich nach Westen und Süden aus. Der Kleinstaat Juda liegt der Großmacht im Weg.“[1] Der Prophet Jesaja lebt in Jerusalem und sieht sich der drohenden Gefahr ausgesetzt. Finsternis, Gefahr, Unterdrückung, Gewalt und Dunkelheit umringen das Volk. Das Buch des Propheten Jesaja enthält unzählige Berichte des Heilsgedankens Gottes und die Errettung des Volkes Israel. So sieht Jesaja in Kapitel 9 zwar das Volk, das im Finstern wandelt und beschreibt die Situation, aber er sieht auch ein helles, großes Licht, das ihnen erscheint. Dann ändert sich die Beschreibung Jesajas hin vom Dunkel zum Licht.
Unser Lied des Monats im Dezember „Das Volk das noch im Finstern wandelt“ – GL 797 befasst sich genau mit dieser Situation. Aber auch heute noch findet das Lied im Advent seinen Platz. Kriege, Gewalt und Leid beherrschen die aktuellen Nachrichten und das Weltgeschehen. Dunkelheit, Kälte, Ängste, Einsamkeit und viele weitere Probleme bedrängen auch uns. Doch in die dunkelste Zeit des Jahres fällt das Weihnachtsfest. „Man singt: Ein Sohn ist uns gegeben, Sohn Gottes, der das Zepter hält, der gute Hirt, das Licht der Welt, der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ In Strophe 5 des Textes von Jan Willem Schulte Nordholt kreuzt sich die Vision des Propheten mit Worten aus dem Johannesevangelium (Joh 14,6).
1973 wurde das Lied in das Liedboek voor de Kerken aufgenommen, das in interkonfessioneller Zusammenarbeit entstanden war. Für mich ein schönes Zeichen des Friedens. Es ist ebenfalls im evangelischen Gesangbuch zu finden, allerdings unter einer anderen Melodie. Die Melodie des Gotteslobs wurde erst 2009 von Stephan Rommelspacher komponiert.
Besonders prägend ist in dieser Zeit wohl die dritte Strophe, die mit ihrer Bildsprache viele Gedanken und Assoziationen weckt. „Sein Friede kommt: nie mehr Sirenen, nie Krieg, Verrat und bittre Zeit; kein Kind, das nachts erschrocken schreit, weil auf dem Pflaster Stiefel dröhnen.“ An dieser Stelle wird oft die Verbindung zur Jetztzeit gezogen, zum zweiten Weltkrieg als prägendstes Ereignis der Menschen in der jüngeren Zeitgeschichte. Doch auch Jesaja beschrieb diese Situation schon in 9, 4 „Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft“. Auch aktuell weckt es Bilder in uns. Die Ängste verbinden Generationen, aber auch die Vision des Friedens.
Die letzten Strophen zeigen die Herrlichkeit des Reiches Gottes, als „Land voll Milch und Honig“, wo „Mensch und Mensch zusammenstehen und alle, alle schaun ins Licht und er kennt jedermann mit Namen.“ Vielleicht gelingt es auch uns diese vorweihnachtliche Zeit zu nutzen, uns nicht in Dunkelheit und Angst zu wähnen, sondern uns auf das Kommen des Lichtes, des kleinen Jesuskindes in der Krippe, des Friedens bis in alle Ewigkeit vorzubereiten.
[1] vgl. Kirche im WDR Choralandacht 04.12.2021
Tim Guba
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Dezember, 2023